High Voltage, Rock ’n‘ Roll: Über die Stromversorgung einer HiFi Anlage
Der entscheidende Meter? Von der Steckdose zum Kaltgeräteanschluss
Über den Sinn oder Unsinn, für ein Stromkabel Tausende von Euros auszugeben, philosophiert die Forengemeinde sehr gern – oft nicht gerade sachlich. Stellen Sie sich folgende Fragen zur HiFi Stromversorgung und beantworten Sie sie selbst mit gesundem Menschenverstand:
- „Wenn ein x-beliebiges Stromkabel vom Verteilerkasten durch Decken und Wände bis zum Hörraum läuft und in einer x-beliebigen Steckdose landet: Ist der letzte Meter Kabel von der Steckdose zum Gerät der entscheidende?“
- „Haben die Verkabelung der Gerätschaften untereinander sowie die Anschlusskabel ans Stromnetz für mich Komponenten-Status.“
- „Könnte eine separate, geschirmte Stromleitung vom Verteilerkasten zur HiFi Anlage sinnvoll sein? Könnten so zahlreiche Einflüsse auf unser Stromnetz minimiert oder eliminiert werden, die von Haushaltsgeräten, der Beleuchtung oder der Wohn-/Industrieumgebung um uns herum wirken?“
- Wenn die Spannung für ein Gerät 230 Volt betragen soll, aber in der Realität aufgrund von Stadt- oder Industriegebiet-Einflüssen nur schwankende 220 bis 225 Volt erreicht und dazu Verzerrungen auftreten: könnte das Ihr Hörerlebnis beeinträchtigen?
Beantworten Sie die letzten beiden Fragen mit „Ja“, sehen Sie schon das Dilemma: Hier ist ein baulicher Eingriff und ein Elektriker notwendig. Oder eine ganz neue Strom-Aufbereitung. Beantworten Sie dagegen die ersten beiden Fragen mit „Ja“, reicht der Weg zum HiFi Händler …
Es gibt Argumentationen in der HiFi Presse, die dafür sprechen, dass der letzte Meter Strom der entscheidende ist. Aber genauso logisch klingen Argumentationen dagegen. Unser Tipp:
- Investieren Sie gemäß einer sinnhaften Rangliste zuvor in andere Komponenten.
- Hören Sie sich BLIND an, was ein Kabeltausch bewirkt – oder eben nicht. Lassen Sie sich nicht von Ihrer Psyche täuschen, dann treffen Sie die beste Entscheidung.
Stromkabel für Bohne Audio Endstufen
Wir bei Bohne Audio sagen: Unsere Endstufen sind so gut, dass Sie (hoffentlich) keinen Unterschied zwischen verschiedenen soliden Stromkabeln hören werden. Wir sagen aber auch: ein schön verarbeitetes, gut abgeschirmtes 2,5 oder 4 mm Stromkabel (Schirmung und Erdung an der Steckerseite in einer Aderendhülse vereint) mit Steckern, die einen festen Sitz haben, ist sicher kein Fehler. 80 bis 150 EUR sind hier keine Fehlinvestition.
Und wir sagen: Stromversorgung ist wichtig, und zwar mit einer möglichst konstanten Spannung ohne Verzerrungen und Störungen. Ansonsten kann es zu klanglichen Einbußen kommen, die allerdings unterschiedlich wahrnehmbar sind.
Und wir sagen zu guter Letzt: je nach Gerät kann der Tausch eines Schaltnetzteils/Steckernetzteils gegen ein Linearnetzteil der Anlage einen Schub nach vorne verpassen.
High End Stromversorgung – Empfehlungen von Bohne Audio
Reiner Strom, sauberer Klang?
In Foren wird darüber gestritten, ob eine HiFi Anlage mit gereinigtem Strom besser klingt. Theoretisch sollte eine stabile 230 Volt/50 Hz Wechselspannung in unseren Steckdosen anliegen. In der Praxis ist das häufig nicht der Fall. Es treten (auch tageszeitabhängige) Schwankungen auf, die je nach Umgebung stärker oder schwächer ausfallen: Stadt/Land, Industriegebiet/Acker … Bewegen sich diese Spannungsschwankungen in einem Bereich von +/-1,5 Prozent, sollten sie in den meisten Fällen kaum negative Einflüsse auf den Klang haben. Leider sind die Schwankungen oft größer. Und es gesellen sich Verzerrungen hinzu, sodass sich die klanglichen Resultate je nach Stromqualität unterscheiden.
Besonders deutlich können Sie diese Einflüsse identifizieren, wenn Sie als Versuch eine „echte“ Stromaufbereitung von PS Audio zwischenschalten. Die Unterschiede sind teilweise deutlich zu vernehmen, und der ein oder andere gerät ins Grübeln. Wichtig: hier bewirken nicht die Kabel die Verbesserung, sondern das Prinzip der PS Audio Komponenten. Sie generieren ein komplett neues Signal (Sinuswelle oder Multiwave) und haben in zwischen ausreichend Speicher und Watt (bis 3.600!), um den Strom nicht nur besser, sondern häufig „schneller“ an die Anlage auszuliefern. Leider teuer, aber ein Tipp für Highender, die in Sachen Raumakustik und digitale Raumeinmessung ihre Hausaufgaben gemacht haben. Ausprobieren!
Neben den Verzerrungen und Volt-Schwankungen können sich hochfrequente Überlagerungen klanglich bemerkbar machen. Jede Stromleitung ist gleichzeitig eine Art „Empfangsantenne“ für Radio- und Funkwellen. Betrachtet man das ganze Kabelnetz in einem Haus inkl. des geerdeten Wasserleitungsnetzes, wird diese Antennenwirkung noch verstärkt. Die Folge: Elektrosmog und Störnebel im Hochfrequenzbereich machen sich störend bemerkbar. Die Übeltäter sind Computer, Fernseher, Lichtdimmer, WLAN-Router, Handys, Kühlschränke und Heimwerker-Apparate. Das CE-Zeichen ist übrigens keinerlei Garant dafür, dass ein solches einzelnes Gerät der – in unserem Fall – Hörverderber im ganzen Haus sein kann.
Was bewirken Netzfilter für die HiFi Anlage?
Ein guter Netzfilter beseitigt die genannten hochfrequenten Störungen, und danach steht eine quasi „gereinigte“ Wechselstromspannung zur Verfügung. Diese muss natürlich „auf dem letzten Meter“ sauber gehalten werden, am besten über einen Stromverteiler aus Metall mit geschirmten Anschlusskabel. Deshalb gibt es im HiFi-Bereich Netzfilter in Kombination mit Steckerleisten.
Doch Vorsicht: Befindet sich ein Netzfilter am Netzanschluss der Steckerleiste, sind zwar alle daran angeschlossenen Geräte vor Einstreuungen geschützt, aber gleichzeitig verändert der Netzfilter die Impedanz in der Leitung der Geräte zum Netz. So können Störströme der Geräte nicht mehr voll ins Netz abgegeben und damit eliminiert werden. Wenn nun ein einzelnes an der Netzleiste angeschlossenes Gerät Störungen verursacht, kann dies wiederum alle anderen Geräte beeinflussen.
Neben den hochfrequenten Einstreuungen sind v. a. DC-, also Gleichstrom-Anteile kritisch. Solche können je nach Wohnumgebungen (Industriegebiete etc.) ins Netz gelangen. Oder – und jetzt wird es spannend – von bestimmten HiFi Gerätschaften ins Netz „zurückgespielt“ werden. Die Folge ist dann (Trafo-)Brummen, was störend und nervend sein kann.
Hochwertige Filterlösungen filtern deshalb auch Gleichstromanteile heraus und versehen jede Steckdose mit einem eigenen Netzfilter. Oder es werden zumindest Anschlussgruppen gebildet. Oft sind diese „Einheiten“ sogar auf bestimmte Gerätegattungen ausgelegt, indem Digital- von Analoggeräten oder Endstufen von Quellgeräten getrennt werden. Digitale Geräte sind im Übrigen meist die „Sender“ von Störungen, während Analoggeräte äußerst empfänglich für diese Störungen sind. Selber stören die analogen praktisch nie. Und aus unserer Erfahrung gehören vernünftige Linearnetzteile in Power-Endstufen und diese wiederum ohne Filterung ans Stromnetz. Aber da gibt es auch andere Meinungen 🙂
Besonders effizient ist ein Netzfilter dann, wenn er die Störströme nicht einfach blockiert, sondern z. B. über Wärme-Umwandlung eliminiert. Eine hochwertige Netzleiste sollte darüber hinaus noch mit einem Blitz- und Überspannungsschutz ausgestattet sein. Damit werden gefährliche Überspannungen in Bruchteilen einer Sekunde zur Erde abgeleitet, sodass sie nicht zu den angeschlossenen Gerätschaften durchdringen.
Netzfilter beseitigen aber keine Knack- oder Brumm-Geräusche. Was sie dagegen auch manchmal tun: den Klang negativ beeinflussen. Wir haben Geräte namhafter Hersteller zum Testen in unseren Hörräume gehabt: Das klangliche Resultat war in Sachen Impulswiedergabe, Grob- und sogar Feindynamik fast immer besser ohne die teuren Supernetzleisten und -filter. Es klang, wie wenn die Handbremse nicht ganz gelöst ist. Dies bestärkt uns darin, das Stromproblem systematisch anzugehen und nicht pauschal Hü oder Hott zu schreien.
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Brumm, brumm, brumm: Lösungen
Zunächst stellen wir die Frage, was konkret verantwortlich für Brumm sein kann:
- Eine fehlende Erdung
- Eine Erdung zu viel
- Einstrahlungen von Trafos oder Netzleitungen
Beginnen wir mit der brummanfälligen Phonosektion. Da im Phonobereich kleinste Signalspannungen übertragen werden, ist der Weg vom Tonabnehmer zum Phonovorverstärker die kritischste Strecke. Hier kann die Art der Kabelverlegung, aber auch die Position des Phonoverstärkers entscheidend für Brumm oder Nicht-Brumm sein.
Trafos großer Endstufen sind hier Gift, und es lohnt sich, ein abgeschirmtes Plätzchen für den Phonopreamp auszuwählen, aber dabei die Kabellänge nicht über 1,50 m anwachsen zu lassen. Machen Sie sich mal den Spaß und drehen die Lautstärke mit einem langen Verbindungs- und Massekabel laut auf. Es ist keine Seltenheit, dass Sie dann Radio aus Osteuropa empfangen …
Brumm durch Antennenanlagen
Ein weiteres Problem kann in Zusammenhang mit Antennensignalen auftreten. Sind in der Nähe Ihrer Anlage Sat- bwz. Tunerkabel verlegt und entsprechende Geräte angeschlossen, können aufgrund doppelter Erdung zu Brummschleifen entstehen. Diese lassen sich mit einem Mantelstromfilter beseitigen (gibt es in allen Elektromärkten), den man zwischen die Antennen-Verbindung schaltet.
Brumm durch Vorstufen-/Endstufen-Kombination
Brumm zwischen Vor- und Endstufe ist auch keine Seltenheit. Hier spielt es eine Rolle
- wie empfindlich die Endstufen sind
- wie hoch die Ausgangsspannung der Vorstufe und wie hoch die Eingangsspannung der Endstufe(n) ist
- welche Art der Verkabelung gewählt wird (dabei gilt pauschal, wie auch sonst: Cinchkabel sind IMMER empfindlicher als XLR-Kabel; letztere ziehen wir bei Bohne Audio immer vor!).
Folgendes Vorgehen hat sich in diesem Fall bewährt, um dem Quell der Störung auf die Schliche zu kommen:
- Drehen Sie den Lautstärkeregler der Endstufen ganz zu (wenn vorhanden, ansonsten Eingang kurz schließen).
- Ziehen Sie das Kabel zur Vorstufe ab. Brummt es noch: dann sind die Endstufen der Grund.
- Kein Brumm? Dann schließen Sie die Vorstufe an. Brummt es dann wieder, ist die Vorstufe oder die Quellgeräte der Grund.
- Entfernen Sie alle Kabel der Quellgeräte von der Vorstufe. Brummt es noch, ist die Vorstufe der Grund. (Versuchen Sie es dann mit einem zusätzlichen Erdungskabel, das Sie zwischen den Chassis der Vor- und Endstufe(n) anbringen. Man könnte auch den Schutzleiter in der Mitte des Schukosteckers der Vorstufe abkleben, aber das ist keinesfalls zu empfehlen und kann lebensgefährlich werden. Brummt es nicht mehr, liegt der Übeltäter in einem Quellgerät (diese nacheinander anschließen und Brum-Effekt beobachten).
Weitere Brumm-Probleme können generell entstehen, wenn Stromkabel zu dicht an NF-Kabeln liegen. Hier gilt es, ggf. mit Kabelklemmen zu arbeiten und damit für ausreichend Abstand zwischen den Kabeltypen zu sorgen. Auch flexible Kabelkanäle, in die man die Kabeltypen separiert voneinander umschließt, kann Abhilfe schaffen.
Die entscheidende Phase? Über die Netzleisten …
Alle über NF-Kabel verbundenen Geräte einer HiFi Anlage sollten wenn möglich in eine Netzleiste münden. Nur dann erhalten alle Komponenten das gleiche Erdungspotenzial. Ist nur eine Komponente an einer anderen Erdung angeschlossen, kann dadurch die gesamte Anlage gestört werden. Hier reicht es schon aus, wenn einzelne Komponenten einen 2-poligen Eurostecker aufwiesen, andere dagegen einen geerdeten Schukostecker.
Man liest häufig, dass Komponenten besser klingen, wenn sie phasenrichtig am Stromnetz angeschlossen sind. Wie viele andere solcher Tipps ist ein derartiger Effekt umstritten. Auch hier ist die Lösung ganz einfach: kaufen Sie sich einen Phasenprüfer, um die stromführende Leitung in der Steckdose zu ermitteln; und dazu einen Phasenmesser für den Stecker. Probieren Sie dann beide Stellungen aus und hören auf den Effekt. Wie so oft macht „Versuch kluch“, eine pauschale Bewertung solcher Maßnahmen nehmen wir hier nicht vor. Übrigens: an soliden Steckerleisten ist die Phasenlage entsprechend markiert. Und ein guter Elektriker richtet die Phase an allen Steckdosen im Haus an der gleichen Stelle ein (rechts).
Geräte immer angeschaltet lassen?
Wenn ein Gerät „warmgespielt“ ist, verbessert sich der Klang – diese Ansicht teilen viele HiFi-Hobbyisten. Es spricht außer der hohen Stromrechnung und der Wärmeentwicklung nichts dagegen. Röhrenfans haben genau deshalb ein Problem: Gerade Röhrenverstärker lieben es, sich erst einmal 15 bis 20 Minuten auf Betriebstemperatur zu bringen, um richtig „rund“ zu klingen. Das führt dazu, dass die erste Plattenseite manchmal verschenkt ist … Wenn man die Röhrengeräte dagegen dauernd an lässt, spart man sich zwar die Heizung, aber dafür braucht man häufiger neue Röhren. Bei Vorstufen-Röhren ist dieses Dilemma nicht so bedeutend wie bei Endstufen-Röhren.
Eine häufige Erfahrung – auch von Bohne Audio – ist, dass insbesondere manche Phonovorverstärker davon profitieren, wenn man sie dauernd eingeschaltet lässt. Da diese Geräte meist einen geringen Stromverbrauch haben, ist das auch kein Problem. Vielleicht haben deshalb viele dieser Geräte, gerade im hochpreisigen Bereich, manchmal gar keinen An-/Ausschalter am Gerät …
Die revolutionären Stromaufbereiter „Power Plants“ von PS Audio
An dieser Stelle greifen wir noch einmal den o. g. Ansatz von PS Audio auf. PowerPlants sind keine Netzfilter, sondern eher „Netzsynthesizer“, die den Strom aus der Steckdose die Energie entnehmen, dann aber einen komplett neuen Wechselstrom, ein ganz neues, bereinigtes Sinussignal erzeugen. Die PS Audio Geräte arbeiten dabei mit einem deutlich niedrigeren Innenwiderstand als der Ihrer Netzstromversorgung. Der Stromspeicher der PS Audio Power Plants gibt kurzfristig um ein Vielfaches höhere Ströme ab als die mit 16 Ampère gesicherte Steckdose. Klanglich heißt das: keine Dynamik-Einbußen, sondern Dynamik-Gewinn. (Konventionelle Netzfilter erhöhen dagegen prinzipbedingt den Innenwiderstand, was zu den o. g. Klangauswirkungen führen kann).
Weitere Vorteile der PS Audio Power Plants:
- Unterschiedliche Ausführungen, von 4 bis 13 Steckplätzen
- Individuelle Delays pro Steckplatzgrupppe (voreingestellt für High Current Geräte wie Endstufen)
- Diagramme zur Analyse des Eingangsstroms (versus Ausgangsstrom)
- Fernbedienung: An- und Ausschalten von definierten Gerätegruppen/Zonen mit einem Klick
- Mehr dazu
Nachteile der PS Audio Power Plants:
Leider teuer. Deshalb sollte man sich bei kleinerem Budget mal mit den Geräten von Tsakiridis auseinandersetzen. Die Griechen haben mit der Super Athena oder dem kleinen Bruder ein kleines Preis-/Leistungswunder entwickelt. Zwar keine Neu-Aufbereitung von Strom wie bei PS Audio, dafür aber mit 6 Trenntrafo-Steckplätzen, 2 gleichstromgefilterten Steckplätzen sowie 2 ungefilterten Steckplätzen für z. B. Endstufen ausgestattet. Klanglich wirklich in den allermeisten Fällen als Fortschritt wahrnehmbar!